Ein Interview über den langen Weg zur CO2-neutralen Glasproduktion – und sinnvolle Zwischenschritte
Klimaneutrale Isoliergläser
Seit 2022 bietet das CSP-Netzwerk mit seinem industriellen Partner Saint-Gobain CO2-neutrale Isolierverglasungen an – und ist damit Marktvorreiter. Was genau bedeutet das? Anne Kaden, Senior Marketing Manager Residential Buildings bei Saint-Gobain Glass Deutschland und verantwortlich für das CSP-Netzwerk bei Saint-Gobain, ist seit vielen Jahren mit dem Thema Nachhaltigkeit vertraut und erläutert die wichtigsten Aspekte zum Thema klimaneutrale Isoliergläser.
Wie geht Saint-Gobain mit dem Klimawandel um?
Anne Kaden: Gebäude tragen sowohl in der Bauphase als auch später im Betrieb erheblich zum weltweiten CO2-Ausstoß bei. Als führender Glashersteller steht Saint-Gobain in der Pflicht, seinen Teil dazu beizutragen, dass sich das ändert. Deshalb wollen wir den CO2-Fußabdruck unserer Prozesse in den nächsten Jahren immer weiter reduzieren und schließlich auf Null bringen – angesichts der energieintensiven Glasproduktion eine echte Herausforderung.
Was tun Sie bis dahin?
Anne Kaden: Wir möchten nicht so lange warten, sondern unseren Kunden schon heute eine seriöse Möglichkeit anbieten, klimaneutrale Isoliergläser zu kaufen. Bis wir unsere Glaswannen, Öfen und Transportfahrzeuge klimaneutral betreiben können, muss eine andere Lösung her. Und die gibt es: CO2-Zertifikate.
Wie funktioniert das?
Anne Kaden: Mittlerweile können wir zu jedem unserer Produkte exakt angeben, welche Mengen an Treibhausgasen über den gesamten Lebenszyklus von der Rohstoffgewinnung bis zum Produktlebensende emittiert werden – Zahlen, die wir Planern auch in Tools wie CalumenLive zur Verfügung stellen. Diese Emissionen können mit dem Erwerb von „Carbon Credits“ ausgeglichen werden. Die Idee hinter diesen Zertifikaten: Mit Ausgleichszahlungen beteiligen wir uns an ausgewählten Projekten, die an anderer Stelle auf der Welt exakt dieselbe Menge an CO2 und Äquivalenten einsparen oder aus der Luft filtern. Dadurch ergibt sich eine rechnerische Klimaneutralität – meiner Meinung nach die beste Lösung bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir selbst keine Treibhausgase mehr produzieren.
Ist das nicht eine Art moderner Ablasshandel?
Anne Kaden: Nicht, wenn Sie es richtig machen. Damit jede Ausgleichzahlung unser Klima wirklich messbar entlastet, unterstützen wir nur nach Gold Standard, VCS und CDM zertifizierte Projekte, deren Umsetzung transparent und wissenschaftlich verifizierbar abläuft. Dazu arbeiten wir eng mit den Klimaprojekt-Spezialisten der everi GmbH in Hamburg zusammen.
Wie sehen solche Projekte aus?
Anne Kaden: Wir unterstützen beispielsweise das Nuetech Solar Water Heater Programm, das mit der Förderung sonnenbetriebener Wassererhitzer den Verbrauch fossiler Brennstoffe in Indien senkt. In Indiens Süden schaffen wir mit der Förderung des Namakkal Waste to Energy Project darüber hinaus eine Infrastruktur, die es Landwirten ermöglicht, aus organischen Abfällen erneuerbaren Strom zu erzeugen und auch damit den Bedarf an fossilen Brennstoffen zu senken.
Und was kostet der Spaß?
Anne Kaden: Gar nicht so viel – grob 50 bis 75 Cent pro Quadratmeter Isolierglas. Bei einem typischen Einfamilienhaus mit 25 m2 Fensterfläche kommen Sie damit auf insgesamt ungefähr 15 Euro Mehrkosten. Ich kann nur jedem, der jetzt baut oder energetisch saniert, dringend ans Herz legen, seinen Glasverarbeiter nach CO2-neutralen Isoliergläsern zu fragen. Das ist zurzeit die beste Investition in eine nachhaltige Zukunft, die Sie beim Fensterkauf tätigen können.
Frau Kaden, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Das Interview finden Sie auch in der Ausgabe „Nachhaltigkeit“ der COME-Inn 2022, die Sie hier als PDF herunterladen können.
Anne Kaden
Senior Marketing Manager Residential Buildings bei Saint-Gobain Glass Deutschland