Neue Kunsthalle Mannheim
Farbneutrale reflexionsarme Verglasung
Bei der Kunsthalle Mannheim steht das Glas optisch im Hintergrund, spielt aber eine Schlüsselrolle im Konzept der Architekten. Hinter dem filigranen Metallnetz der Fassade sorgt die multifunktionale Verglasung für ungehinderten Lichteinfall, freien Ausblick und unverfälschte Farbwiedergabe.
Als „Stadt in der Stadt“ haben die Architekten von Gerkan, Marg und Partner die neue Kunsthalle Mannheim geplant. Mehrere Baukörper mit Ausstellungs- und Funktionsräumen umschließen ein 21,50 m hohes, lichtdurchflutetes Atrium, das die Idee eines zentralen Marktplatzes aufgreift. Die wie sieben Häuser komponierten einzelnen Volumen sind einerseits über Galerien und Brücken miteinander verbunden, andererseits durch straßenartige Freiräume mit Durchblicken voneinander getrennt und darum als eigenständige Kuben erlebbar. Die Blockbildung ermöglicht flexible museale Konzeptionen mit unterschiedlichen Ausstellungsgrößen und parallelen Veranstaltungen. Für die Besucher entstehen abwechslungsreiche Rundgänge durch offene und geschlossene Räume, die mit ihrer klaren Struktur die Orientierung erleichtern.
Charakteristische Metallhaut
Architektonisch wird die innere Vielfalt durch eine zweifache Fassade zu einem homogenen Ganzen zusammengefasst: Die raumbegrenzende Hülle für den Wetter- und Wärmeschutz besteht aus dunkelgrauen Faserzementplatten, die von großflächigen Verglasungen für die Ein- und Ausblicke unterbrochen werden. Vor allem die zweite Hülle, die durch ein bronzefarbenes Metallnetz gebildet wird, prägt die äußere Gebäudeansicht. Mit seinen variierenden Abständen zwischen den Metalldrähten und -rohren sorgt das Gewebe für unterschiedliche Transparenzgrade in der Fläche, sodass trotz des geschlossenen, die Gebäudekanten betonenden Eindrucks der Lichteinfall bis in die Tiefe des Atriums und der Ausblick von diesem „Marktplatz“ aus erhalten bleiben.
Hohe Anforderungen an die Verglasung
Eine Schlüsselposition in diesem Konzept kommt der Verglasung zu, denn die Anforderungen, die gmp Architekten an die Fassade der im Juni 2018 eröffneten Kunsthalle gestellt hatten, waren hoch. Das Glas sollte beste wärme- und lichttechnische Qualitäten aufweisen, selbst aber optisch sehr zurückhaltend sein. Dies gelingt durch sowohl in der Fassade als auch im Atriumdach überwiegend als Dreifachverglasung CLIMATOP COOL-LITE SKN 176 bzw. in der vorzuspannenden Variante SKN 176 II farbneutrale und reflexionsarme Verglasung, die für ungehinderten Lichteinfall, freien Ausblick und unverfälschte Farbwiedergabe sorgt. Das äußerst lichtdurchlässige und besonders farbneutrale Glas erfüllt alle Ansprüche an den Wärme- und Sonnenschutz wie auch den Lichteinfall, nimmt sich dabei aber in seiner eigenen optischen und vor allem farblichen Wirkung extrem zurück. So wird die Gebäudeansicht tagsüber hauptsächlich vom Bronzeton des Metallnetzes bestimmt, das sich farblich in respektvollem Dialog an den Sandstein der umgebenden historischen Bebauung anlehnt. Innerhalb der Kunsthalle ermöglicht das neutrale Glas die Betrachtung von Kunstwerken ohne Farbverfälschung und ebenso einen freien Ausblick ohne farbliche Verfremdung. Nachts formt die Innenbeleuchtung das Gebäude zu einer beleuchteten Lichtskulptur im Stadtraum. Verantwortlich für Verglasung und Einbau waren die CLIMAplusSECURITPartner SAINT-GOBAIN GLASSOLUTIONS Objekt-Center GmbH Standort Radeburg und Glas-Steidle sowie der Metallbauer Rupert App GmbH + Co.
Farbneutralität und niedrige Reflexion des Glases
Ausschlaggebend für die architektonischen Wirkungen ist neben der Farbneutralität auch die niedrige Reflexion von COOL-LITE SKN 176, die auf der Außenseite nur 15 % beträgt und von der mit 64 % besonders hohen Lichttransmission flankiert wird. Obwohl das Glas dadurch optisch beinahe so wirkt, als wäre es nicht vorhanden, besteht keine Überhitzungsgefahr im Sommer – die Selektivität von knapp 1,9 reduziert den Wärmedurchgang wie bei einem sehr guten Sonnenschutzglas. Das hochfunktionale Glas unterstützt damit unmittelbar die architektonische Grundidee der „Stadt in der Stadt“: Die Besucher genießen wie im urbanen Raum städtische Ausblicke und reale Lichtverhältnisse, bewegen sich jedoch dank der Verglasung stets in dem angenehmen und geschützten Raumklima einer Kunsthalle Mannheim. Bei dem Umbau nach Plänen von Atelier Plötzl Plötzl Arch+Ing, Linz (Gesamtkonzept Hochbau) und der mad gmbh, St. Valentin (Design und künstlerische Leitung Gesamtprojekt) wurde das Shopping-Center um eine Mall mit 70 zusätzlichen neuen Geschäften und Gastronomiebetrieben sowie einer kompletten Kinoetage vergrößert. Das helle, lichtdurchflutete Gebäude ist großzügig angelegt und von einem klaren Farb- und Formenkonzept bestimmt. Sich immer wiederholende geometrische Formen werden dabei von den geschwungenen Linien der Zwischenebenen und verglasten Brüstungen kontrastiert. Diese teilweise mit einer speziellen Folie für visuelle Effekte ausgestatteten Gläser fertigte Wenna Glas aus Linz. Insgesamt produzierte der CLIMAplusSECURIT-Partner 2.000 laufende Meter Brüstungs- und Shopverglasungen, der Großteil davon gebogen.