Wohnen und Arbeiten nach der Pandemie

„Hoffice“ verändert unser Leben

Ob online oder offline, ob in Fach- oder Boulevardmedien – allerorten fragen schlaue Menschen: Wie wohnen und arbeiten wir nach Corona? Welche Lehren ziehen wir aus dieser Pandemie, die so unvorbereitet über uns hereingebrochen ist? Zukunftsforscher Matthias Horx folgert aus den bisherigen Erfahrungen, dass „die menschliche Zivilisation zu dicht, zu schnell, zu überhitzt geworden [ist]. Sie rast zu sehr in eine bestimmte Richtung, in der es keine Zukunft gibt. Aber sie kann sich neu erfinden.“

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© MIRALITE ANTIQUE Photo: Maelstrom Studios / © SAINT-GOBAIN GLASS

Nur: Wie kann dieses „sich neu erfinden“ aussehen? Klar ist, dass die Menschen durch das Virus und die damit verbundenen Einschränkungen wie Lockdown, aber auch die neuen Möglichkeiten wie verstärktes Arbeiten im Home Office einen neuen Bezug zu Wohnen und Arbeiten bekommen haben. Wobei hier von denjenigen Menschen die Rede ist, deren Tätigkeit von zu Hause auszuüben überhaupt möglich ist: Fundamente errichten, Dächer decken, Glasveredelung, -zuschnitt oder Kantenbohrungen sind nun einmal nicht vom heimischen Arbeitszimmer aus machbar, egal wie digitalisiert die Abläufe auch sein mögen. Dennoch: Corona krempelt die Arbeitswelt um, da sich für Bürojobs die früher unumstößliche Anwesenheitspflicht in radikaler Geschwindigkeit aufgelöst hat – und noch immer weiter auflöst.

Wohntrend „Hoffice“

„Hoffice“ heißt der 2021er-Wohntrend: Er drückt in der Wortverschmelzung von Home und Office aus, dass in der Krise das Büro für viele Menschen Teil ihres Zuhauses wurde und sein wird: „Im Trend „Hoffice“ verschmelzen Wohnen und Arbeiten – und zugleich wird deutlich, dass diese Entwicklung gekommen ist, um zu bleiben. Wir werden künftig anders arbeiten,“ prognostiziert der Home Report 2021. Von Frei-Räumen im Zuhause ist dort zu lesen, durch „Outdoor-Feeling auf Balkon, Terrasse oder im Garten“ erlebbar, und von „ein wenig Urlaubs-Feeling durch die Orientierung an Hotelkonzepten zur Umgestaltung des Wohnraums.“ Entsteht also gerade etwas ganz Neues? Unstrittig ist, dass in Zeiten von Lockdown, Homeoffice und Homeschooling die eigenen vier Wände plötzlich eine ganz andere Bedeutung bekommen als vor Corona. Wenn Arbeiten, Wohnen und bei manchen auch Kindergarten oder Schule – nennen wir es also das Leben – nahezu komplett zu Hause stattfinden, sollten Mietwohnung oder Eigenheim entsprechend ausgestattet sein und damit einen Ort zum Wohlfühlen bieten. Dies ist noch längst nicht so.

Abschied von klassischer Wohnaufteilung?

Corona hat gezeigt: Eine Wohnaufteilung von Drei- oder Vier-Zimmer-Küche-Bad ist bei Home Office und Home Schooling nicht die ideale Lösung – zumindest nicht für berufstätige Eltern mit einem oder mehreren Kindern. Genauso wenig wie die offene Wohnfläche im Einfamilienhaus, in der mehrere Bereiche verschmelzen. Denn Home Office erfordert häufig Konzentration und Rückzug, für Eltern wie Kinder gleichermaßen. Da sich Grundrisse und Wohnungsaufteilungen in der Regel nicht oder nur mit erheblichem Aufwand ändern lassen, sind kreative Lösungen gefragt. Hier kommt Glas ins Spiel: Das transparente Material bietet im Innenraum vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten: Einzelne Bereiche können durch klare oder matte gläserne Wände abgetrennt werden. Bedruckte Glas-Schiebetüren setzen Akzente und signalisieren: „Hier beginnt mein Bereich.“ Nachgewiesen ist: Entsprechend gestaltete Räume können Ruhe ausstrahlen, Wohlgefühl auslösen, Stress mindern und damit direkten Einfluss auf Blutdruck und Herzfrequenz haben.

Abschied auch vom herkömmlichen Büro?

Corona hat im Büro Arbeitenden gezeigt, was wir wirklich brauchen, um produktiv zu sein – für uns selbst und mit anderen. Das zonierte Großraumbüro genauso wie das geschlossene Einzelbüro scheinen nicht die optimale Lösung zu sein: Weder um Abstandsregeln einzuhalten noch um vorbildliche Führungsfunktion in Krisenzeiten zu signalisieren. Es ist zwar eher unwahrscheinlich, dass nach Corona massenweise Büros geschlossen oder Büroflächen reduziert werden. Aber es bleibt spannend, wie sich die neu erfahrenen Arbeitssituationen auf vorhandene Raumstrukturen übertragen lassen. Schon jetzt entwickeln Architekten unterschiedlichste Modelle – bis sie umgesetzt sind, wird noch eine Zeit vergehen. Gläserne, schallisolierende Trennsysteme wie Clip-In oder Zonierungssysteme wie Priva-Lite, mit denen sich auf Knopfdruck blickdichte Besprechungszonen schaffen lassen, bieten für diese Zukunftskonzepte schon jetzt großes Potenzial.

Fazit eines Architekten

Stephan Schütz von Gerkan, Marg und Partner (gmp), Niederlassungsleiter Berlin, Peking und Shenzen/China, meint: „Ich glaube, wir brauchen weniger monofunktionale Architektur wie reine Wohnhäuser am Rande der Stadt und glitzernde Bürohäuser mitten in der Stadt. Wir müssen vielmehr zu einer mischfunktionalen Architektur kommen, die es uns erlaubt, von zu Hause aus zu arbeiten und in unserer Wohnung ein Büro betreiben zu können. Dadurch würden viel weniger Verkehr und durchmischtere Stadtquartiere entstehen. Ich sehe das als Chance in der Krise.“

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